Deutschflaggige Fähre nutzt Windkraft

Die Reederei Scandlines hat jetzt ihr unter deutscher Flagge fahrendes Fährschiff "Berlin" mit einem Rotorsegel nachgerüstet. Das Segel in Form eines rotierenden Zylinders reduziert die CO2-Emissionen und verbessert die Umweltbilanz der Hybridfähre. Der Zusatzantrieb hat sich auch auf anderen Schiffen unter deutscher Flagge bewährt. (23.05.2022)

Das Grundprinzip des Flettner-Zusatzsegels ist schon alt: Bereits 1923 ließ der deutsche Ingenieur Anton Flettner den von ihm erfundenen Segelzusatzantrieb patentieren. Der Flettner-Rotor nutzt den sogenannten Magnus-Effekt aus: Ein rotierender Zylinder, der vom Wind angeströmt wird, erzeugt aus dem Sog und den Staudruckkräften eine Kraft quer zur Strömung und sorgt damit für den umweltfreundlichen zusätzlichen Vortrieb von Schiffen.

Vor zwei Jahren rüstete die Reederei Scandlines ihr Fährschiff "Copenhagen" mit einem Flettner-Zusatzantrieb aus. Die Erfahrungen waren so positiv, dass das Unternehmen nun auch auf dem deutschflaggigen Schwesterschiff "Berlin" ein Segel installieren ließ. Der Zusatzantrieb reduziert die CO2-Emissionen nach Angaben von Scandlines um durchschnittlich vier Prozent – bei idealen Bedingungen sogar um bis zu 20 Prozent. Dabei kommt der "Berlin" ihre Fahrtroute zwischen Rostock und dem dänischen Gedser zu Gute. Auf dieser Strecke trifft der häufig wehende Westwind nahezu rechtwinklig auf den rotierenden Zylinder, der dann besonders effektiv arbeitet.

Rotorsegel Scandliens Berlin

Auf der "Berlin" kombiniert Scandlines den traditionellen Dieselantrieb mit leistungsfähigen Batterien. Die Akkus, die nach Angaben der Reederei einer Leistung von rund 180 E-Autos entsprechen, optimieren den Leistungsgrad der Dieselgeneratoren. Das Schiff ist mit zwei Dieselgeneratoren, einem Hafendiesel, zwei Hauptmaschinen und einem Energy Storage System/Batteriesystem ausgerüstet, welche auf zwei Antriebssysteme (Azipull und Propeller) wirken können. Jetzt verbessert der Flettner-Rotor die Umweltbilanz der Hybridfähre zusätzlich.

Auch auf anderen Schiffen unter deutscher Flagge setzen Reedereien den Flettner-Antrieb erfolgreich ein. Das Mehrzweckschiff "E-Ship 1", das Rotorblätter des Auricher Windkraftherstellers Enercon transportiert, fährt seit seiner Indienststellung 2010 mit vier Flettner-Rotoren. Letztes Jahr stattete die Reederei Braren ihren Mehrzweckfrachter "Annika Braren" mit einem Flettner-Rotor aus.