Die Seeleute im Blick

"Mit Meerblick. Monatelang" lautet das Thema des neuen Jahresmagazins "Lass fallen Anker". Die Deutsche Seemannsmission beschreibt damit treffend die aktuelle Situation vieler Seeleute, die wegen fehlender Crew-Wechsel durch die Corona-Pandemie oft nicht mehr von Bord kommen.

Die 2020er-Ausgabe von "Lass fallen Anker" spannt einen weiten Bogen an Themen rund um die Seefahrt: Von den Arbeits- und Lebensbedingungen in der Kreuzfahrtschifffahrt und den Folgen von Digitalisierung und Wachstum, über das geplante Lieferkettengesetz und psychosoziale Hilfen für Seeleute bis hin zur praktischen Arbeit der Deutschen Seemannsmission im In- und Ausland. Eines haben die spannenden Berichte und Reportagen gemeinsam: Im Mittelpunkt stehen immer die Seeleute.

Gleich zwei Kapitäne berichten, wie sie und ihre Besatzung die Corona-Pandemie an Bord erlebt haben. Besonders eindrucksvoll ist der Bericht einer Kapitänin auf einem Containerschiff, die in ihrem früheren Berufsleben als Krankenschwester gearbeitet hat: "Ich besorge das Nötige, da eines meiner Crew-Mitglieder eigentlich einen Arzt braucht, aber keiner ihn behandeln will, wegen einer möglichen Infektionskrankheit. […] Der Agent schafft es nicht, einen Termin zu bekommen und so versuchen wir, mit erweiterten Medikamenten und nach Rücksprache mit Radio Medical Advice zu helfen. […] Selbst Ärzte winken ab und verweigern Hilfe. Das entsetzt uns."

Die Redakteure von "Lass fallen Anker" nehmen das Titelthema Kreuzfahrt unter verschiedenen Gesichtspunkten unter die Lupe. Da ist einerseits die Entertainment-Managerin, die von ihrer Sehnsucht nach der "großen Freiheit" berichtet und sagt, es gebe kaum einen besseren Job auf der Welt als an Bord ihres Kreuzfahrtschiffes. Auf der anderen Seite beschreibt ein Seemannsdiakon die harte Arbeit der Seeleute an Bord und die Schwierigkeit für ihn, in Corona-Zeiten Kontakt zur Schiffsbesatzung zu bekommen.

Lass Fallen Anker 2020

Und dann geht es noch um die Frage, was Seeleute eigentlich sehen wollen, wenn sie von Bord kommen? Die Antwort: Die Natur an Land, vor allem den Wald. Zumindest auf Rügen ist das so, wie Peter Leuckroth von der Sassnitzer Seemannsmission erzählt. Was auf den ersten Blick vielleicht seltsam erscheinen mag, ist absolut nachvollziehbar: Wer über viele Monate die Enge der Kammern an Bord verkraften muss, der freut sich über die Weite der Natur und empfindet es als Wohltat für die Seele.

Die Seemannsmissionen vor Ort sind auf die Unterstützung aus der Schifffahrt angewiesen. Wie Sie die Arbeit der Seemannsmissionen fördern können, erfahren Sie auf der Website der Deutschen Seemannsmission.