Tag gegen Lärm: So werden Schiffe leiser

Heute findet in Deutschland der Tag gegen Lärm statt, um auf die Lärmbelastung aufmerksam zu machen. Auch in den Meeren wird es zunehmend lauter. Doch welche Maßnahmen sind besonders effektiv, um den Unterwasserlärm von Schiffen zu verringern? Darum geht es in einer Studie des BSH, die im Rahmen des F&E-Vorhabens „Methods 2“ entstanden ist. Die Ergebnisse wurden international anerkannt. Denn nur gemeinsam können die Meere leiser werden. (30.04.2025)

Schiffe erzeugen Unterwasserlärm direkt durch Propeller- oder Strömungsgeräusche und indirekt durch Maschinenvibrationen, die über die Schiffsstruktur in das Wasser abgestrahlt werden. Die Hauptquellen: Propeller, Motoren und Maschinen.

Der Propeller ist in der Regel am lautesten, insbesondere wenn Kavitation auftritt. Dabei entstehen Dampfblasen, die schnell wieder zerfallen und Druckwellen im Wasser erzeugen, die alle anderen Schallquellen des Schiffes übertönen.

Effektive Maßnahmen gegen Unterwasserlärm

ATAIR_Propeller_BSH_klein.jpgDr. Christian Krüger, Wissenschaftler am BSH, erklärt: „Schon beim Design und Bau lassen sich Schiffe leiser gestalten. Vor allem die Kombination aus Rumpfform, Propellerdesign und Antriebssystem spielen dabei die entscheidende Rolle. Zudem helfen optimierte Maschinenlagerungen sowie angepasste Schiffsstrukturen.“

Ein ausgezeichnetes Beispiel dafür ist das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff ATAIR des BSH. Es fährt besonders leise, da der Propeller über ein spezielles Design mit sieben Flügeln verfügt und aus einer Dämpfungslegierung besteht. Der gas/dieselelektrische Antrieb nutzt einen Elektromotor mit einstufiger elastischer Lagerung und lagert die Generatoren doppelt elastisch.

Auch betriebliche Maßnahmen können dazu beitragen, Schiffe leiser zu machen. Dazu gehört insbesondere, die Schiffsgeschwindigkeit zu drosseln, um Kavitation und den damit verbundenen Unterwasserlärm zu verringern.

Runder Tisch bringt Akteure zusammen

ATAIR_BAW_kleiner.jpgDoch wie können diese Erkenntnisse in der Praxis umgesetzt werden? Dazu tauschen sich regelmäßig Interessierte aus Schifffahrt und Technik, Verwaltung und Verbänden sowie der Wissenschaft bei einem Runden Tisch aus. Denn die Maßnahmen können nur wirksam werden, wenn sie auch angewendet werden.

Das BSH veranstaltet seit 2023 den Runden Tisch zum Thema Unterwasserlärm und Schifffahrt in Hamburg. Kooperationspartner sind der Verband Deutscher Reeder (VDR), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM).

Internationale Zusammenarbeit für leisere Nordsee

Das BSH präsentierte die Ergebnisse der Studie ebenfalls internationalen Expertinnen und Experten der OSPAR-Kommission zum Schutz der Nordsee und des Nordostatlantiks. Im Jahr 2024 wurde der Bericht offiziell in den Maßnahmenkatalog zur Lärmminderung der zwischenstaatlichen Kommission aufgenommen.

BSH-Präsident Helge Heegewaldt betont: „Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können Schiffe nicht nur leiser, sondern auch teilweise effizienter und klimafreundlicher betrieben werden.“

Weitere Informationen:

  • zur Studie „Inventory of measures to mitigate anthropogenic underwater noise“
  • zum Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff ATAIR des BSH
  • zum Runden Tisch Unterwasserlärm und Schifffahrt beim BSH
  • zum Tag des Lärms, der vom Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt gefördert wird

Kontakt:

Dr. Carina Juretzek | Leiterin des Referats Unterwasserakustik | Tel.: 040/3190-6470 | carina.juretzek@bsh.de

Sina Bold | Referentin für Wissenschaftskommunikation | Tel.: 040/3190-3501 | presse@bsh.de