Hongkong-Übereinkommen in Kraft getreten
In der internationalen Seeschifffahrt ist das Thema Schiffsrecycling bisher kein Ruhmesblatt: Noch bis weit in dieses Jahr hinein wurden rund 90 Prozent aller weltweit aus dem Dienst gestellten Hochseeschiffe in Südasien abgewrackt, oft an ungesicherten Stränden und zu fragwürdigen Bedingungen.In Europa ist bereits 2019 die EU-Schiffsrecycling-Verordnung in Kraft getreten – und sie gilt auch weiterhin: Schiffe, die unter der Flagge eines EU-Mitgliedsstaat fahren, können am Ende ihrer Lebenszeit nur unter strikten Auflagen demontiert werden. Dazu gehört unter anderem, dass es ein Gefahrstoffverzeichnis gibt und dass nur gelisteten Abwrackwerften beauftragt werden dürfen. Die Europäische Kommission hat bisher mehr als 40 Abwrackwerften anerkannt, auf denen Schiffe aus EU-Registern demontiert werden dürfen – darunter auch acht Werften in der Türkei und eine in den USA.
Leider machen Schiffe, die unter einer EU-Mitgliedsflagge fahren, bisher nur einen überschaubaren Teil der weltweiten Tonnage aus. Und selbst von diesen Schiffen wurde in der Vergangenheit nicht jedes einzelne in einer EU-zertifizierten Abwrackwerft zerlegt: Solange es nicht verboten war, wechselten altersschwache Schiffe am Ende ihrer Lebenszeit gelegentlich in eine außereuropäische Flagge. So konnten sie Auflagen umgehen und Kosten sparen.
Diese Möglichkeit gibt es nun nicht mehr. Die Umwelt- und Sicherheitsauflagen werden durch das Hongkong-Übereinkommen weltweit deutlich verschärft. Zertifizierte Abwrackwerften, umweltgerechte Abläufe, strenge Audits, detaillierte Nachweis- und Dokumentationspflichten, gut geschulte und geschützte Arbeitskräfte sind nun überall auf der Welt Pflicht. Dies führt dazu, dass auch in bislang günstigen Abwrackländern die Kosten deutlich steigen.
Dadurch gleicht das Hongkong-Übereinkommen auch bestehende Wettbewerbsnachteile aus – und dies kommt sowohl den europäischen Abwrackwerften zugute als auch den Reedereien, die bereits heute großen Wert auf ein sozial- und umweltverträgliches Schiffsrecycling legen. Zu ihnen gehört Hapag-Lloyd: Die Reederei flaggt regelmäßig ihre Schiffen am Ende ihrer Lebenszeit zur Deutschen Flagge ein, um sie nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards zerlegen und verwerten zu lassen. Warum Hapag-Lloyd diese "Extrameile" geht und wie der Schiffsrecycling-Prozess im Einzelnen läuft, beschreibt das Unternehmen in seiner Zeitschrift "Logbook". Wie die Deutsche Flagge auch andere Reedereien auf ihrem Weg zu mehr Umwelt- und Klimaschutz unterstützt, lesen Sie in unserem Magazin "Ausguck".