Die Zukunft der Ostseefischerei

Drastische Fangquotenkürzungen bei den "Brotfischen" Hering und Dorsch, kaum noch Nachwuchs bei den Fischern und eine überalterte Fischereiflotte – die derzeitige Situation der Fischerei in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist alles andere als rosig. Mit einem 9-Punkte-Plan hat jetzt die "Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei" konkrete Vorschläge zur Trendumkehr gemacht. (05.01.2024)

Ostseefischer © Christian Bubenzer 300x200Am 8. November 2022 war die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eingesetzte "Leitbildkommission zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei" zu ihrer ersten Sitzung zusammengekommen. Das Ziel der Kommission: ein Leitbild für die Zukunft einer nachhaltigen deutschen Ostseefischerei entwickeln und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung dieses Leitbildes empfehlen.

Jetzt hat das Gremium aus 27 Vertreterinnen und Vertretern von Ministerien, Behörden, Fischerei- und Umweltverbänden sowie der Wissenschaft ihren Abschlussbericht vorgestellt. Kernpunkt des 37-seitigen Papiers sind neun Maßnahmenbereiche, mit denen die deutsche Ostseefischerei in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zukunftsfest gemacht werden soll:

  1. Junge Menschen für die Fischerei gewinnen
  2. Diversifizierung des Tätigkeitsfeldes ermöglichen und stärken
  3. Infrastruktur für gewerbliche Fischerei und Freizeitfischerei erhalten, anpassen und modernisieren
  4. Fischereimanagement weiterentwickeln
  5. Mit Meeresnaturschutz in die Zukunft investieren
  6. Entwicklung nachhaltiger Fischereitechnologien und Innovationen fördern
  7. Flottentransformation ermöglichen
  8. Digitalisierung gestalten, Daten erheben und Wissen generieren
  9. Organisation der Fischerei stärken, Dialog- und Beteiligungsformate weiterentwickeln

Ein Vorschlag der Kommission ist, mit neuen Angeboten zur Aus- und Weiterbildung den Beruf des Fischers attraktiver und zukunftsfester zu machen. Konkret geht es um die von der Fischereigenossenschaft Wismarbucht entwickelte Idee einer Zusatzausbildung zum "Sea Ranger". Diese Art "Förster der Meere" sollen das Meer pflegen, bei der Überwachung der Meeresumwelt helfen, Ansprechpartner für den Tourismus sein – und im Rahmen der Fangquoten auch kommerziell fischen. Bereits im Oktober – noch vor der Präsentation des Abschlussberichts der Leitbildkommission - ist die erste Fortbildung zum "Fachwirt für Fischerei und Meeresumweltschutz" an der Berufsschule in Sassnitz auf Rügen gestartet.

Die Leitbildkommission schlägt auch vor, die Fischereiflotte zu modernisieren und die rechtlichen Rahmenbedingungen z. B. für die Mitnahme von Touristen auf Fischereifahrzeugen im Rahmen des Pescatourismus anzupassen. Zudem solle die fischereiliche Hafeninfrastruktur modernisiert, Erzeugerorganisationen und Verbände neu gegründet und ein Innovationsfonds eingerichtet werden.

Claudia Müller, Parlamentarische Staatssekretärin beim BMEL, kündigte bei der Vorstellung des Abschlussberichts der Leitbildkommission am 18. Dezember an, Anfang dieses Jahres zusammen mit den Ostseeküstenländern und dem Bundesumweltministerium zu prüfen, welche konkreten Schritte notwendig sind, um die Küstenfischerei an der Ostsee zu erhalten. Parallel dazu werde auch die im Koalitionsvertrag vereinbarte "Zukunftskommission Fischerei" ihre Arbeit aufnehmen, so Müller.

Der Abschlussbericht der Leitbildkommission ist auf der Website des BMEL herunterladbar.