Vorrang Digitalisierung: Angebot von Papierseekarten neu strukturiert
Die Erstellung und Herausgabe von amtlichen Seekarten, Seehandbüchern und anderen nautischen Veröffentlichungen ist eine hoheitliche Aufgabe, für die in Deutschland das BSH auf Grundlage des Seeaufgabengesetzes zuständig ist. Die verwendete Form der Seekarte durchlebt seit einigen Jahren eine starke Veränderung. Längst nutzen bereits die meisten Schiffsführerinnen und Schiffsführer elektronische Seekarten. „Papierprodukte spielen heutzutage nur noch eine sehr kleine Rolle“, sagt Sven Feddersen, Leiter des Referats Produktmanagement des BSH.
Bislang umfasst das deutsche Papierseekartenwerk des BSH internationale Karten im Format DIN A0 in englischer Sprache und nationale Karten im Format DIN A1 in deutscher Sprache in unterschiedlichen Maßstabsbereichen.
Im Zuge der Entwicklung hin zur dynamischen Seekarte hat das BSH nun beschlossen, das nationale Papierseekartenwerk im Format DIN A1 sukzessive vom Markt zu nehmen. Ein Großteil der Informationen der nationalen Papierseekarte wird in die internationalen Papierseekarten überführt. Nicht übernommene Pläne werden weiterhin als ENC (Elektronische Seekarte) bereitgestellt. Thomas Dehling, Abteilungsleiter Nautische Hydrographie des BSH, betont: „Das komplette deutsche Seegebiet wird weiterhin durch Papierseekarten abgedeckt.“
Einzelheiten:
- Die im Format DIN A1 ausgewiesenen Inhalte des Tiefenbereichs 0-5 Meter werden ausnahmslos in die bestehenden internationalen Seekarten übernommen.
- Um Abdeckungslücken zu vermeiden kommen neue regionale Papierseekarten im Format DIN A0 auf den Markt. Für die Nordsee werden dadurch sieben und für die Ostsee acht neue regionale Papierseekarten hergestellt.
- Die neuen regionalen Karten werden wie die internationalen Papierseekarten in englischer Sprache und im Format DIN A0 vertrieben.
- Die internationale Papierseekarte DE36 wird nach Osten an die Grenze der deutschen AWZ verschoben, sodass der Überlappungsbereich mit der internationale Papierseekarte DE30 sich auf ein Minimum reduziert.
Termine
Das BSH hat bereits mit der Neustrukturierung aller Papierseekarten der Nordsee begonnen. Diese Arbeiten werden aller Voraussicht Anfang 2026 abgeschlossen sein. Im Anschluss strukturiert das BSH die Papierseekarten der Ostsee um.
Vertriebswege
Sven Feddersen sagt: „Die Transformation des deutschen Papierseekartenwerks ist im nautischen Produktkatalog transparent nachvollziehbar. Dort werden die jeweiligen Veröffentlichungstermine der neuen Ausgaben der internationalen und regionalen Papierseekarten im Format DIN A0 rechtzeitig bekannt gegeben.“
Das BSH nimmt die entsprechenden nationalen Papierseekarten im Format DIN A1 erst vom Markt, sobald die jeweiligen neuen Ausgaben der Karten veröffentlicht sind. Zusätzlich werden diese Informationen über die Nachrichten für Seefahrer bekanntgegeben.
Die neuen regionalen Papierseekarten können nach ihrer Veröffentlichung vom Handel über die Mailadresse vertrieb@bsh.de im BSH bestellt werden, während die internationalen Papierseekarten weiterhin ausschließlich über den englischen hydrographischen Dienst (UKHO) beziehungsweise dessen Vertriebspartner zu erwerben sind.
Das BSH stellt seine nautischen Informationen den Herstellern nichtamtlicher Seekartenprodukte im Rahmen entgeltpflichtiger Lizenzverträge zur Nachnutzung zur Verfügung. Im Zuge der Neustrukturierung ist sichergestellt, dass Lizenznehmer zu jeder Zeit ihre Kunden, etwa die Klein- und Sportschifffahrt, mit analogen und digitalen Produkten der Seekarten einschließlich der amtlichen Detailinformationen beliefern können. Die nicht ausrüstungspflichtige Sportschifffahrt hat auf diese Weise weiterhin die Möglichkeit, sich uneingeschränkt mit detaillierten Seekarteninformationen über den Markt zu versorgen.