Was Corona mit Seeleuten macht

Das neue Jahresmagazin "Lass fallen Anker" der Deutschen Seemannsmission ist erschienen. Unter dem Motto "We are one" enthält das Heft viele spannende Berichte– von Corona über die Zusammenarbeit der Seemannsmissionen bis hin zum Lieferkettengesetz.

Die Seeschifffahrt in alle ihren Facetten abbilden und dabei vor allem die Seeleute im Blick zu haben – das zeichnet die 2021er-Ausgabe von "Lass fallen Anker" aus. Haupt- und Ehrenamtliche der Deutschen Seemannsmission im In- und Ausland geben Einblicke in ihren Alltag und ihren Einsatz für die Seeleute.

"We are one" - das Thema der diesjährigen Ausgabe von "Lass fallen Anker" wird auch in Hamburg tagtäglich gelebt. Die Leiterin der Seemannsmission Stella Maris in Hamburg beschreibt, wie groß das Vertrauen zwischen den Mitarbeitenden der katholischen Stella Maris und der evangelischen Deutschen Seemannsmission ist – zum Wohle der Seeleute. Auch in Antwerpen klappt die ökomenische Zusammenarbeit hervorragend, wo katholische und evangelische Seemannsmission im neuen "Antwerp Harbour Hotel" Hand in Hand arbeiten.

Andrea Meenken, Vorstandsmitglied der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg, berichtet, wie Seeleute vielleicht demnächst auch am Panama-Kanal durch die Deutsche Seemannsmission betreut werden.

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Im Mittelmeer versucht die Besatzung des deutschflaggigen Schiffes "Sea-Watch 4", in Seenot geratenen Flüchtlinge zu helfen. Bei der ersten Fahrt war Martin Ernst, Nautik-Student und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Seemannsmission Bremen, dabei. Er berichtet von seinem Einsatz: "Ein leeres Schlauchboot zu finden, ist immer eine schwierige Situation, aber ich versuche, mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Die Toten kann ich nicht mehr retten. Ich fahre für die Lebenden raus."

Nicht nur solche Rettungseinsätze, sondern auch schwere Seeunfälle oder Piraterieüberfälle können Seeleute an ihre psychischen Grenzen bringen. Seit April hat die Deutsche Seemannsmission mit Dirk Obermann einen Koordinator für psychosozialen Notfallvorsorge, der dafür sorgt, dass die besondere Kompetenz der Seemannsmissionen in diesem Bereich zielgenau zum Einsatz kommt.

Was das Lieferkettengesetz mit den Arbeitsbedingungen der Seeleute zu tun hat, erklärt die Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin in einem Interview. Die SPD-Politikerin plädiert außerdem dafür, die Bedeutung der Seeleute viel stärker zu würdigen.

"Heimweh" – das ist die Überschrift des Beitrages des Seemannspastors Matthias Ristau über den mehrmonatigen Aufenthalt von kiribatischen Seeleuten in Hamburg, die wegen der Corona-Pandemie nicht mehr in ihre Heimat zurückkonnten, da der Südseestaat seine Grenzen dichtgemacht hatte. Die Hamburger Seemannsmissionen versorgten die Seeleute mit allem Wichtigem – seelischem Beistand inklusive.

Aber was hilft eigentlich Seeleuten gegen Heimweh? Manchmal sind es Kleinigkeiten wie Chips aus Schweinkrusten oder Instantsuppen, die vor allem bei asiatischen Seeleuten sehr beliebt sind, wie Markus Wichmann, ehemals Leiter der Seafarers' Lounge in Hamburg. Gut, dass die Seemannsclubs der Deutschen Seemannsmission neben Rat, seelsorgerischer Betreuung und medizinischer Hilfe auch solche vermeintlich kleinen Dinge im Angebot haben.